Von Thomas Immervoll
Im Kampf gegen die Luftverschmutzung in Hongkong setzen Nichtregierungsorganisationen (NGOs) wie das Clean Air Network (CAN) seit Jahren auf Künstlerinnen, um ein breites Publikum zu erreichen und Bewusstsein zu schaffen. So kann die Kunst einen wichtigen Beitrag zu einer Verbesserung der Situation in einem der größten Ballungsräume Chinas leisten.
Alles ging blitzschnell. Mit Gasmasken versehen lagen dutzende Frauen, Männer und Kinder wie tot auf der Straße. Für kurze Zeit blockierten sie eine Kreuzung in einem belebten Einkaufsviertel mitten in Hongkong. Passantinnen hielten die Szene mit ihren Handys fest. Man kann sich die Aktion auf Youtube ansehen. CAN bedient sich kreativer Formen des Protests und der Hilfe von Künstlerinnen, um auf die gravierende Lage der südchinesischen Metropole aufmerksam zu machen.
Das Problem der Luftverschmutzung in Chinas Städten wird immer größer. Die Nachrichten von neuen Rekordwerten an Schadstoffen, die die Atemluft der Bewohnerinnen der Hauptstadt Beijing belasten, häufen sich. Andere Städte wie Shanghai, Chengdu oder Guangzhou kämpfen mit ähnlichen Problemen.
Am schlimmsten ist die Lage jedoch im Perlflussdelta. In Hongkong kämpfen Bürgerbewegungen seit Jahren gegen die enorme Umweltbelastung. Eine Regierungskommission stellte in ihrem jüngsten Bericht fest, dass Hongkong seine Ziele zur Verbesserung der Luftqualität seit 1987 konsequent verfehlt hat und die Belastung durch Stickstoffdioxid die Grenzwerte der Weltgesundheitsorganisation NHO um 205 Prozent übersteigt. Auch bei anderen Schadstoffen schneidet Hongkong schlecht ab. Seit Jahren tobt eine heftige Debatte um die Feinstaubbelastung in der ehemaligen britischen Kronkolonie. So überstieg die Konzentration von Partikeln mit einem Durchmesser von unter 10 Mikrometern (PM10) laut Regierungskommission 2011 jene von Sydney, London und New York um ein Mehrfaches.
Zahlreiche NGOs wie Greenpeace East Asia prangern auch die immens hohe Konzentration von gesundheitsgefährdenden Partikeln kleiner als 2,5 Mikrometern (PM2.5) in der Luft der Metropole an. Das CAN setzt in zahlreichen Projekten auf unkonventionelle Methoden der Öffentlichkeitsarbeit. 2011 veranstaltete es die Clean Air Auction, bei der Werke chinesischer und ausländischer Künstlerinnen versteigert wurden. Im Jahr darauf zeigten Schülerinnen, wie ihr Leben von Umweltverschmutzung beeinflusst wurde. „Die Rolle von Künstlerinnen ist es, Aufmerksamkeit auf die Auswirkungen von Luftverschmutzung auf diese Stadt und die Gesundheit ihrer Bewohnerinnen zu lenken“, so Tiffany Leung von CAN zum Reispapier. Ziel sei es, die Betrachterinnen zu inspirieren und sie zumNachdenken zu bringen. Auch Flashmobs wie jener an der Hongkonger Straßenkreuzung sind Teil dieser Strategie.