Von Michael Prammer
Wenn man durch die japanische „Baseball Hall of Fame“ schlendert, die im Stadionkomplex des Tokyo Dome untergebracht ist, kommt man unweigerlich ins Staunen. Denn in dieser Ruhmeshalle wurden nicht nur die größten japanischen Baseballspieler, -manager und -schiedsrichter unsterblich gemacht – sondern auch der Dichter Masaoka Shiki.
Wenn man durch die japanische „Baseball Hall of Fame“ schlendert, die im Stadionkomplex des Tokyo Dome untergebracht ist, kommt man unweigerlich ins Staunen. Denn in dieser Ruhmeshalle wurden nicht nur die größten japanischen Baseballspieler, -manager und -schiedsrichter unsterblich gemacht – sondern auch der Dichter Masaoka Shiki.
Masaoka Shiki wurde am vierzehnten Oktober 1867 als Sohn einer Samuraifamilie im heutigen Matsuyama geboren und verstarb am neunzehnten September des Jahres 1902 in Tokyo. Er war einer der berühmtesten japanischen Dichter der Meiji-Zeit, und wird zu den vier großen Haiku-Meistern gezählt. Er betätigte sich in zahlreichen literarischen Disziplinen und übte großen Einfluss auf die moderne japanische Literatur aus. Außerdem war er ein begeisterter Baseballfan und spielte in seiner Jugend selbst in der Position des Fängers. Im Laufe seines Lebens widmete er dem Baseballspiel zahlreiche Gedichte, und trug somit literarisch zur seiner Verbreitung in Japan bei.
Der japanische Baseballsport verdankt Shiki vieles, unter anderem auch seinen Namen. Die heute gebräuchliche Bezeichnung yakyu entstand nämlich aus einem Wortspiel Shikis, der seinen Spitznamen aus Kindheitstagen mit der neuen Bedeutung „Ball im freien Feld“ umschrieb – eine Allegorie auf das Baseballspiel.
Doch welche Beziehung haben Sport und Kultur? Wenn man die beiden Begriffe als getrennt voneinander existierend auffasst, gewissermaßen in die „körperliche“ und „geistige“ Ebene unterteilt, die im Widerstreit liegen, so tut man ihnen Unrecht. Denn dem Wortsinn nach ist all das Kultur, das der Mensch gestaltend hervorbringt. Somit ist auch der Sport ein Teil der Kultur. Masaoka Shiki verstand diese Beziehung, und vermochte diese auf geschickte Art und Weise auf eine lyrische Ebene zu heben.
Das folgende waka, welches zur Veranschaulichung herangezogen wurde, zeichnet sich durch seine subtilen Wortspiele aus und verbindet lyrische Bedeutungen mit Begriffen aus dem Baseballspiel. Das Gedicht macht auf erfrischende Art deutlich, dass Sport nicht nur der körperlichen Ertüchtigung dient, sondern das lebendige Selbstverständnis einer Gesellschaft widerspiegelt.
Masaoka Shiki
Unter den Himmeln Amerikas
Begonnen von Amerikanern
Baseball
Ich werde es nicht leid
Dich zu schauenÜbersetzung aus dem Japanischen von Michael Prammer.