Wie fast jeden Morgen wache ich mit schrecklichen Rückenschmerzen und einem steifen Nacken auf. Das liegt aber nicht daran, dass ich nun bereits seit über einem Monat auf einer hauchdünnen Matratze am Boden schlafe. Vielmehr zeigen mir diese Schmerzen, dass ich zum ersten Mal in meinem Leben tagtäglich beinharte körperliche Arbeit verrichte. Als ich Anfang September in Sanan ankam, dachte ich nicht, dass mir das südkoreanische Landleben so zu schaffen machen würde. Ich ahnte aber auch nicht, dass dieses kleine, von der Konsumwelt der kapitalisieren Gesellschaft Südkoreas weitgehend abgeschnittene Dorf mein Leben so nachhaltig verändern würde. Reportage von Mark-Stephan Kolesik
Gesellschaft
Die Industrie der ‘grünen Atomenergie’ floriert in Südkorea. Die Politik versucht ihr ein neues, sauberes Image zu verpassen. Gestützt wird sie dabei von der Atomlobby Südkoreas. Südkoreas Regierung wirbt mit dem Slogan „Weniger Kohle, grüneres Wachstum“. Aber ist dieser eingeschlagene Weg wirklich so grün, wie er von Seoul gerne dargestellt wird? – Von Mark-Stephan Kolesik
Am 11. März 2011 um 20:50 wurden die ersten Bewohnerinnen im 5-Kilometer-Radius um das Atomkraftwerk von Fukushima evakuiert. Bis zum 25. März mussten im Umkreis von 20 Kilometern ungefähr 80.000 Menschen ihre Heimat verlassen. Diese Zone wurde zum Sperrgebiet erklärt. Nun haben es sich Wissenschaftlerinnen zum Ziel gesetzt, dieses Gebiet wieder bewohnbar zu machen – Von Ines Lengauer
In einer malerischen Landschaft in Kamogawa, 100 km südöstlich von Tokyo, setzen Japanerinnen Reispflanzen im kniehohen Wasser. Es handelt sich nicht um Reisbäuerinnen, sondern um Städterinnen aus Tokyo. Sie sind Freiwillige des „Tanada Ownership Systems“, einem Konzept zur Verpachtung von Reisterrassen an Privatpersonen. So sollen die Satoyama – traditionelle Kulturlandschaften – erhalten werden – Von Sothany Kim
Interview mit Bei Ling
Bei Ling (*1959, Shanghai) lebt als Schriftsteller und Essayist in den USA und in Taiwan. Von ihm erschienen unter anderen „Der Freiheit geopfert – Die Biographie des Friedensnobelpreisträgers Liu Xiaobo“ (2011) und „Ausgewiesen. Über China“ (2012). Esther Dischereit interviewte ihn für das Reispapier – Von Esther Dischereit
Unter der Woche kann man sich leicht nach Ni-chome, Shinjuku verirren, ohne zu merken, dass man sich im größten Schwulenviertel der Welt befindet. Im Gegensatz zu den schrillen Leuchtreklamen der Hetero-Vergnügungsmeile Kabuki-cho weisen hier nur kleine, eher unauffällige Schilder den Weg zu den Bars und Clubs – viele davon übereinander in den kleinen Hochhäusern, die das Stadtbild dieses Viertels prägen – Von Susanne Pessentheiner
Am 11. März 2011 löste ein Seebeben vor der Küste Nordjapans einen Tsunami aus, durch den über 15.000 Menschen zu Tode kamen. Das Atomkraftwerk „Fukushima I“ wurde so stark beschädigt, dass es zu mehreren Kernschmelzen kam. Die Katastrophe erstreckte sich nicht nur auf die Landschaft, Infrastruktur und Politik des Landes, sondern hatte auch Veränderungen in der Sprache zur Folge. Seit dem 11. März tauchten überall in Japan Schlagworte auf – eines davon ist das zum Schriftzeichen des Jahres 2011 gewählte Wort kizuna – Von Evamaria Itose-Agy
Eine Weltkarte mit rosa Pins auf der Startseite, generiert aus den Besucherstatistiken, verrät, dass Menschen aus aller Welt den Weblog von Ishimoto Yuki lesen. Der Header zeigt Bilder von Ishimotos Tochter Alice und ihren Katzen. Seit 2008 schreibt die Japanerin in ihrer Landessprache über ihr Leben und das ihrer Freunde und Verwandten in Wien – Von Bernhard Stern und Thomas Immervoll
Yi-Jye Chen spricht mit mir darüber, wie er in Österreich aufgewachsen ist, wie er zur Volksrepublik China steht, über die Parlaments- und Präsidentschaftswahlen im Jänner und aus welchen Gründen er nach Taiwan ausgewandert ist. Ein Porträt – Von Julia Ritirc
Von der Asienkrise getrieben verschlug es den Südkoreaner Kim Jun mitsamt seiner Familie Ende der 1990er nach Österreich, wo er als Tellerwäscher einen mühevollen Neuanfang wagte. Heute ist er Manager einer Akakiko Filiale und befindet sich mit seiner Familie auf einer Gratwanderung zwischen der österreichischen und koreanischen Identität – Von Ingomar Stöller