Eine nationale Sportveranstaltung

Von Patrick Vierthaler und Philipp Wiktorin

Das Arirang-Festival ist eine Massenveranstaltung, die ihren Betrachter unweigerlich in den Bann zieht. Mit sichtlicher Präzision tragen Artisten in bunt geschmückten Kostümen elaborierte Tanz- und Gymnastikübungen vor. Ein großer Bildschirm hinterlegt das Geschehen stimmig mit Bildern.

Diese Veranstaltung nennt sich Arirang-Festival. Der Name wurde von einem koreanischen Volkslied übernommen. Bei dem zweimonatigen Festival, das seit 2002 fast jährlich im größten Stadion der Hauptstadt Nordkoreas, Pjöngjang, stattfindet, wirken über 100.000 Menschen mit. Der „Bildschirm“ besteht wie der Rest der Veranstaltung aus einer Vielzahl von Menschen, die sorgfältig ausgesucht und auf die Aufführungen vorbereitet werden. Mittels verschiedenfärbiger Kartontafeln werden die Bilder unter Anleitung eines Dirigenten mit der gesamten Darbietung übereingestimmt.Das Ergebnis gleicht einem dynamischen Menschenmosaik.

Hinter der aufwändigen Koordination steckt politische Motivation. Das Arirang-Festival wäre ohne das derzeit in Nordkorea herrschende Regime nicht denkbar. In der Vergangenheit wurde das Fest als Machtdemonstration und Methode zur Indoktrination der vor allem jüngeren Teilnehmer kritisiert. Ein koreanischer Journalist betonte, dies sei eine typisch westliche Einstellung und von den involvierten Personen würde es stattdessen als Ehre wahrgenommen werden, teilnehmen zu dürfen. Themen und Motive haben durchwegs mit der Revolution, der herrschenden Klasse und der von nordkoreanischer Seite interpretierten Geschichte zu tun. Die Hauptveranstaltung ist hier zumeist dem Führer des Landes, Kim Jong-Il, und dessen Vorgänger und Vater Kim Il-Sung gewidmet. Im Zuge einer Darbietung erscheinen auf den Hintergrundbildern unter anderem Propagandasprüche oder die Bilder der beiden Diktatoren, während die Musik und der Tanz ihren Höhepunkt erreichen und das Publikum begeistert applaudiert.

Das Arirang-Festival ist ein in seiner Form weltweit einzigartiges Spektakel. In den 1970er Jahren führte Kim Jong-Il mit der Juche-Ideologie, die eine wirtschaftliche, politische und kulturelle Selbstständigkeit Nordkoreas anstrebt, das Land einen weiteren Schritt in die Isolation. Mithilfe groß angelegter Darbietungen sollen Einheit und Stärke demonstriert werden. In den letzten Jahren wurde es trotz der generellen Abschottung Ausländern zunehmend ermöglicht, dieses faszinierende Festival zu besuchen. Entgegen der Kritik aus dem Westen wird berichtet, dass die Bevölkerung die Veranstaltung mit Stolz aufnimmt. Lässt man die politische Komponente des Festivals außer Acht, so ist das Schauspiel in der Tat sehr beeindruckend und die Artisten haben allen Grund dazu, auf ihre Leistungen stolz zu sein.